Politik & Gesellschaft

Nachdem ich heute mal wieder eine wunderbare Folge von Chaosradio Express, diesmal zum Thema “Politik für Anfänger” gehört hatte, guckte ich eben mal spontan auf Abgeordnetenwatch vorbei. Einfach um mal ein bisschen zu gucken was dort für Fragen gestellt werden und wie die Politiker darauf reagieren. Ich war positiv überrascht darüber, dass sich, zumindest die Karlsruher MdBs, offenbar die Zeit nehmen die Fragen tatsächlich persönlich zu beantworten und dass dies auch in einer durchaus lockeren Atmosphäre geschieht. Da wird schon mal geduzt oder mit Smilies gearbeitet.
Ich finde eine solche Seite wie Abgeordnetenwatch ist eine wunderbare Sache, da sie die Politiker den Bürgern näher bringt, ohne dass diese den Abgeordneten in seiner Sprechstunde besuchen müssen. Auch kann man sich recht schnell einen Überblick darüber verschaffen was für eine Haltung ein Abgeordneter zu aktuellen Fragen hat.
Ich habe auf jeden Fall seit dem heutigen Tag wieder ein bisschen mehr Hoffnung in unser politisches System. Scheint doch nicht alles so schlimm zu sein wie es von außen manchmal aussieht.

Heute Nachmittag fand in den Räumlichkeiten der Stadtgalerie Karlsruhe im Rahmen des “Tag des Informationsrechts” eine Diskussionsrunde mit dem Titel “Online-Durchsuchungen – Schutz durch und vor dem Staat unter Wahrung der Balance von Sicherheit und Freiheit?” statt. Veranstaltet wurde diese vom Zentrum für angewandte Rechtswissenschaft (ZAR) in Kooperation mit dem Junge Juristen Karlsruhe e.V. und der Stadt Karlsruhe.
Als Podiumsgäste waren etliche Experten geladen, unter anderem bekannte Größen aus der Politik:

Peter Schaar konnte leider nicht kommen. Seinen Platz nahm Wolfgang von Pommer Esche, sein Referatsleiter, ein.
Eine Teilnahme an dieser Diskussion als Zuhörer war nur nach vorheriger Anmeldung, für “Fachpublikum aus Recht, Politik und Gesellschaft”, möglich. Ich war einfach so frei mich dort anzumelden.
Als ich heute dort ankam wurde mir sehr schnell klar, dass tatsächlich nahezu ausschließlich Fachpublikum anwesend war. Ich war einer der wenigen Teilnehmer ohne Anzug und vermutlich auch der Jüngste. Insgesamt waren es knapp hundert Teilnehmer und laut Moderation befanden sich darunter zahlreiche Politiker (u.a. Ingo Wellenreuther), Bundesanwälte, Richter am BVG und BGH, usw.. Dementsprechend war das Durchschnittsalter auch vergleichsweise hoch, von jungen Juristen war da nicht allzuviel zu sehen (zumindest wenn man jung als unter 30 Jahre definiert).

Doch nun zur eigentlichen Diskussionsrunde. Es wurde gleich zu Beginn noch einmal darauf hingedeutet, dass es hauptsächlich um die juristischen Fragen bei diesem Thema gehen solle und nicht um die gesellschaftlichen. Was bei einer von Juristen organisierten Veranstaltung ja kaum verwunderlich ist.
Nach kurzen Grußworten von Prof. Thomas Dreier (ZAR) und Ullrich Eidenmüller (Karlsruher Bürgermeister für Planen und Bauen sowie Kultur und Gesundheit) bekam jeder der Podiumsgäste die Möglichkeit seinen Standpunkt zum Thema Online-Durchsuchung darzulegen, bevor dann in die eigentliche Diskussion eingestiegen wurde. Ich hatte mich im Vorfeld auf die gegensätzlichen Standpunkte von Peter Schaar und Jörg Ziercke und die daraus entstehenden Diskussionen gefreut. Da Ersterer ja nun nicht anwesend war, wurde daraus leider nichts. Allerdings war es im Endeffekt Gerhart Baum, der den Gegenpart zu Jörg Ziercke darstellte.
Schon recht frühzeitig musste in der Diskussion geklärt werden, dass Online-Durchsuchung eigentlich ein vollkommen unzutreffender Begriff ist, da es nicht nur um eine Durchsuchung, sondern auch um eine Überwachung geht.

Ich will hier nicht auf sämtliche geäußerten Standpunkte eingehen. Vieles ist auch aus den bisherigen Diskussionen in der Öffentlichkeit bekannt. Ein paar interessante Gedanken und Standpunkte möchte ich allerdings doch ausführen.
Es herrschste unter allen Teilnehmern der Konsens, dass die Polizei bei einer Weiterentwicklung der Technik zunehmend ins Hintertreffen gerate und deshalb irgendetwas dagegen unternommen werden müsse. Bei der Frage was sie denn tun solle gingen die Meinungen allerdings stark auseinander. Jörg Ziercke war natürlich für die Online-Durchsuchung und sagt ausdrücklich “für Terrorismussbekämpfung und schwerste Straftaten”. Man dürfe keine rechtsfreien Räume schaffen und eine Online-Durchsuchung sei vom Prinzip ja auch nicht viel anders als bisherige Maßnahmen wie zum Beispiel Telefonüberwachung die ja auch im Verdeckten stattfinden würden. Unterstützt wurde er bei dieser Meinung durch Dr. Jürgen-Peter Graf, der eine sehr ähnliche Meinung vertrat.
Hansjörg Geiger hatte nach eigener Aussage noch keinerlei feste Meinung zur Online-Durchsuchung, befürwortet aber prinzipiell die Idee, wenn bestimmte Regelungen zum Schutze der Bürger eingehalten werden. Daraus resultierte auch sein Vorschlag bei verdeckten Maßnahmen einen Anwalt einzusetzen der den Betroffenen ohne dessen Wissen vertritt. Eine sehr vernünftige Sache wie ich finde, auch wenn da noch einige nicht ganz unproblematische Sachen abgeklärt werden müssten.
Komplett gegen die Online-Durchsuchung waren dann die restlichen Teilnehmer, wenn auch aus teilweise unterschiedlichen Gründen.
Gerhart Baum ging es in meinen Augen hauptsächlich um den Schutz der Privatsphäre und die Konformität gegenüber dem Grundgesetz, Wolfgang von Pommer Esche um die datenschutzrechtlichen Problematiken und Dirk Fox um die technische Realisierbarkeit. Dirk Fox führte beispielsweise aus, dass es auch für Leute die keine Computerprofis sind, kein Problem sei sich vor einem “Bundestrojaner” oder einer Überwachung des eigenen Computers zu schützen. So reiche allein die Benutzung einer Live-CD aus um sicherzustellen das keinerlei unerwünschte Software auf dem eigenen Computer installiert ist. Auch das einschleusen von Schadsoftware über das Internet bezeichnete Fox als “nahezu unmöglich”, da man einer IP ja nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Person zuordnen kann. Und selbst wenn man es können würde wäre ja noch längst nicht geklärt ob diese Person den Computer auch nur alleine nutzen würde usw..
Jörg Ziercke schaltete sich dabei mit dem Kommentar ein, dass andere Staaten das sehr wohl können würden und warum das denn dann in Deutschland nicht gehen sollte? Ich möchte ja gar nicht wissen wie irgendwelche anderen Staaten sowas angeblich machen, aber ich bin auf jeden Fall der Meinung von Dirk Fox, dass es nicht möglich ist über das Internet zu beweisen das man die IP des richtigen Rechners erwischt hat. Denn dies geht logischerweise nur nach dem eindringen in den Rechner. Was aber einschließt das man unter Umständen auch vollkommen unverdächtige Personen erwischt, was ja so nicht zulässig ist.

Sehr interessant fand ich die Reaktion von Jörg Ziercke auf die Abwehrmaßnahmen die man als Computernutzer gegen solche Maßnahmen treffen kann. Er bestritt nicht einmal, dass ein aufmerksamer Computernutzer der Online-Durchsuchung entgehen kann, sondern wies darauf hin, dass es in terroristischen Netzwerken und bei organisierter Kriminalität eben auch Leute gibt die unachtsam genug sind und eine solche offene Stelle reiche um an die entsprechenden Informationen zu kommen. Diese Aussage fand ich dann doch mal sehr bemerkenswert.

Ein weiteres Argument zum Thema Privatsphäre fand ich ebenfalls sehr interessant. So wurde im Verlaufe der Diskussion geäußert, dass der Kernbereich der privaten Lebensführung auf einem Computer ja nicht nur bei einer möglichen Online-Durchsuchung, sondern auch bei einer Beschlagnahmung eines Computers betroffen sei. Dies sehe ich genauso. Allerdings ist dies für mich kein Argument für die Online-Durchsuchung, sondern eher gegen das Recht Festplatten durchsuchen zu dürfen.

Ja, man könnte jetzt inhaltlich noch viel mehr schreiben, allerdings hab ich einen Teil auch schon wieder vergessen. Eine Videoaufzeichnung gab’s leider nicht, ob die Tonaufnahmen mitgeschnitten wurden weiß ich nicht. Allerdings schienen einige Journalisten anwesend zu sein, sodass man vielleicht in den kommenden Tagen noch in diversen Zeitungen was dazu lesen können wird.
Ich fand es auf jeden Fall recht interessant, auch wenn die angesetzten drei Stunden viel zu kurz waren. Man hätte bedeutend länger diskutieren können. Positiv überrascht war ich von Gerhart Baum, den ich bisher nur einmal bewusst bei einer Talkrunde mit Anne Will wahrgenommen hatte. Er scheint sich sehr für die Grundrechte einzusetzen und das finde ich gut. Gerade von einem ehemaligen Bundesinnenminister. Außer ihm hatte Jörg Ziercke das meiste Profil. Wobei mir dessen Art nicht wirklich zusagt. Man merkt viel zu oft das er mit technischen Argumenten argumentiert, von denen er eigentlich nichts versteht. Und warum muss man denn unbedingt immer einem Sicherheitsexperten widersprechen?
Die anderen Podiumsgäste vertraten ihre Standpunkte hingegen vernünftig. Vor allem war ich bei den Befürwortern über die teils sehr vernünftigen Argumente überrascht. Aber natürlich werde ich auch weiterhin ein Gegner der Online-Durchsuchung sein.

Vorhin trudelte eine Anmeldebestätigung für eine am kommenden Montag hier in Karlsruhe stattfindende Diskussionsrunde zum Thema Onlinedurchsuchung ein (Flyer). Ich bin richtig glücklich dass das noch geklappt hat, da der Anmeldeschluß schon vor einer Weile zuende war, ich aber erst vor kurzem darauf aufmerksam wurde dass man sich da überhaupt anmelden muss. Was an dieser Diskussionsrunde sicherlich etwas besonders ist, ist ihre hochkrätige Besetzung. So werden neben anderen bekannten Persönlichkeiten auch unser aktueller Bundesdatenschutzbeauftragter Peter Schaar und der Präsident des BKA Jörg Ziercke dabei sein. Wobei ich ja von ersterem bedeutend mehr halte als von letzterem. Aber ich gehe davon aus, dass das eine sehr interessante Diskussion werden wird und man wird in diesem Blog dann auch noch mehr darüber lesen können.

Der Bundestagsabgeordnete Marco Bülow schreibt im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 10.11.2007 über seinen Alltag als Bundestagsabgeordneter. Dieser Artikel ist auch auf der Homepage der Süddeutschen Zeitung einsehbar.
Warum ich diesem Artikel einen extra Blogeintrag widme wird man im folgenden hoffentlich sehen. Auch wenn man viele der angesprochenen Fakten schon erahnte, in der Form hat sich allerdings meines Wissens noch kein Bundestagsabgeordneter dazu geäußert.
Ich werde einfach mal wild aus dem Artikel zitieren und die Zitate unkommentiert stehen lassen. Natürlich sind die Zitate unter Umständen aus dem Zusammenhang gerissen. Deshalb sollte jeder Leser den dieses Thema interessiert am besten nochmal den gesamten, sehr lesenswerten, Artikel im Magazin der Süddeutschen Zeitung lesen.

Von uns Abgeordneten wird erwartet, dass wir den Kurs der Regierung unterstützen, auch wenn wir persönlich anderer Meinung sind. Was soll ich also tun?

Es ist so, dass über eine Gesetzesvorlage zum ersten Mal im Ausschuss abgestimmt wird, und in der SPD-Fraktion wurde entschieden, dass Gesetzesvorlagen in den Ausschüssen grundsätzlich nicht scheitern dürfen. In so einem Fall müssen wir uns fügen, obwohl wir SPD-Leute im Umweltausschuss die Reform gern abgelehnt hätten. Die Gewissensentscheidung, die jedem Abgeordneten die freie Wahl lässt, gilt, wenn überhaupt, nur für das Plenum, nicht für den Ausschuss. Was sehr hart ist, sitzen in den Ausschüssen doch die Fachpolitiker, die am besten Bescheid wissen. Die müssen dann auf Order der Fraktion einer Vorlage zustimmen, die sie eigentlich ablehnen.

Unter Rotgrün war der Druck bei Abstimmungen noch größer als heute, weil wir eine sehr knappe Mehrheit hatten. Jeder musste mit der Fraktion stimmen, um die Regierung nicht zu gefährden. Als es 2003 um die Gesundheitsreform ging, wurde ich sogar krank ins Parlament bestellt. Ich lag in einem Nebenraum auf einer Liege, habe dort meine Stimme abgegeben und bin danach wieder zurück nach Dortmund gefahren.

Eigentlich ist es unsere Aufgabe als Abgeordnete, nicht alles mitzumachen. Aber es ist heute so, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man nicht zustimmt. Wahrheiten auszusprechen ist nicht beliebt.

Besonders vorsichtig verhalten sich Abgeordnete, die über die Landeslisten ins Parlament gekommen sind; das betrifft 77 der 222 Abgeordneten, die restlichen 145 wurden direkt gewählt. Wer keinen eigenen Wahlkreis hat, überlegt sich zweimal, ob er gegen die Mehrheit stimmen soll, aus der nicht unberechtigten Sorge, vor der nächsten Wahl vielleicht den guten Listenplatz zu verlieren.

Wenn ich mir anschaue, wie dick der Stapel der Vorlagen ist, der jede Woche auf dem Tisch vor dem Plenarsaal liegt – nur zum Lesen allein bräuchte ich schon eine Woche. Das führt dazu, dass ich bei vielen Abstimmungen weder den Gesetzestext kenne noch wirklich weiß, worum es geht. Wenn es sich um Entscheidungen handelt, die nichts mit meinem Fachgebiet zu tun haben, muss ich mich auf die jeweiligen Experten verlassen. Gibt es im Vorfeld keine großen Streitigkeiten oder Einwände aus meinem Wahlkreis, dann kümmere ich mich nicht weiter um den genauen Inhalt der Entscheidung, sondern stimme ab, wie die Fraktion will. Als Abgeordneter bin ich oft ein gefährlich Halbwissender.

Ich habe beschlossen, mich in Zukunft bei Abstimmungen nicht mehr ausschließlich der Mehrheit zu fügen. Die Meinung meiner Basis, meines Wahlkreises und meine Überzeugung sind mindestens genauso wichtig. Denn die Große Koalition ist auf dem falschen Weg.

Bei einer Fraktionssitzung habe ich auch mal gesagt, dass ich diese Entscheidungen in der Summe nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren könne. Es wurde stiller im Saal, was sonst eigentlich nur passiert, wenn ein Minister oder der Fraktionschef redet. Aber keiner hat etwas erwidert.

Ich bin sehr froh das Marco Bülow diesen Artikel geschrieben und sich entschieden hat in Zukunft mehr seinem Gewissen als der Fraktion zuzuhören. Denn genau das ist eigentlich die Aufgabe eines Politikers.

[via Sex, Drugs & Compiler Construction]

Einige von euch kennen sicher bereits Petitionen an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages, da ab und an im Internet ein Link zu einer bestimmten Petition auftaucht. Die bisher bekannteste Petition war wohl eine Petition gegen die Nutzung von Wahlcomputern , bei der über 45000 Bürger mitzeichneten. Das auf eben verlinkter Seite keine Zahl von mehr als 45000 steht, hängt mit technischen Problemen der dahintersteckenden Software zusammen, die ursprünglich nur für maximal 25000 Mitzeichner gedacht war. Deshalb wurde bei der Petition gegen Wahlcomputer eine “Ersatzpetition” eingerichtet.
Wer sich jetzt wundert das obige Links auf eine Seite in Großbritannien verweisen: Das Petitionssystem basiert auf dem Petitionssystem des schottischen Parlaments und befindet sich momentan in einer Testphase. Langfristig soll es für Deutschland auch in Deutschland gehostet werden.
Ja, wieso schreibe ich das jetzt eigentlich? Die Petition zum Thema Wahlcomputer ist doch schon lange vorbei.
Ganz einfach: Es gibt ganz viele tolle Petitionen dort. So schnappte ich eben im IRC den Link zu einer Petition für einkommensabhängige Bußgelder bei Straßenverkehrsvergehen auf, was mich dazu führte mir mal anzugucken was es denn dort noch so für Petitionen gibt. Dazu gibt es eine Übersicht über Öffentliche Petitionen. Und da sind tatsächlich einige ganz nette dabei.
Zum Beispiel:

Bei der Petition mit dem Alkohol habe ich selbst noch nicht mitgezeichnet. Da bin ich irgendwie zu sehr hin- und hergerissen. An der Argumentation ist da aber nichts auszusetzen.
Alle anderen Petitionen finde ich auf jeden Fall unterstützenswert. Ein mitzeichnen tut nicht weh und ist eine Sache von weniger als einer Minute. Kommen genügend Mitzeichner zusammen findet eine solche Petition auch Gehör bei unseren Politikern.
Natürlich kann man dort auch selbst Petitionen einreichen. Auf jeden Fall auch eine Möglichkeit, politisch ein wenig aktiv zu werden.

Ich möchte also jeden von euch dazu aufrufen ab und zu mal auf der Homepage mit der Liste der öffentlichen Petitionen vorbeizugucken und dort bei Petitionen die einem sinnvoll erscheinen mitzuzeichnen. Es schadet nichts und wenn sich genügend Leute beteiligen kann man sogar politisch was bewegen.

Soeben habe ich eine Aufzeichnung der letzten Sendung von Anne Will am 23.09. gesehen. Das Thema war “Deutschland vor dem Anschlag? Das Kalkül mit der Angst” und mit im Studio war unter anderen auch Wolfgang Schäuble. Durch diese Sendung wurde mir mal wieder bewusst was für ein Arschloch Wolfgang Schäuble doch ist. Normalerweise lese ich ja immer nur Sachen über ihn, da kommt das nicht ganz so doll rüber, aber was er da in der Sendung von sich gegeben hat war ja wohl echt mal wieder unter aller Sau.
Na ja, ich will jetzt auch gar nicht mehr groß über irgendwelche Inhalte schwadronieren oder mich noch weiter aufregen. Ich wollte es nur mal gesagt haben.

Ich hab mal wieder was, über das ich mich aufregen muss. Und zwar über Vattenfall. Vattenfall veranstaltet jedes Jahr in Hamburg die Vattenfall Cyclassics, ein Radrennen, bei dem neben einem Profistart auch ein Jedermann-Start dabei ist.Vattenfall Cyclassics-Werbung Da Vattenfall anscheinend mal wieder etwas positive Publicity benötigte, starteten sie im Vorfeld der Cyclassics in Hamburg eine großangelegte Werbeaktion die auf nebenstehendem Plakat zu sehen ist.
Einerseits finde ich es sehr lustig, dass Vattenfall, ein Unternehmen was vor allem in letzter Zeit aufgrund von Problemen in ihren Kraftwerken eine Menge schlechte Publicity hatte, nun groß mit Radsport wirbt, welcher ja in letzter Zeit auch nicht so “sauber” war. Soviel zum Witzigen. Worüber ich mich allerdings aufrege ist der Versuch durch eine Spende an Hamburger Schulen wieder gute Publicity zu kriegen. Nichts gegen eine solche Spende. Aber 1 Euro pro Fahrer ist doch bei einem Unternehmen wie Vattenfall mehr als lächerlich. Insgesamt gab es wohl ~20000 Fahrer, sodass Hamburger Schulen nun mit 20000 Euro unterstützt werden. Das zehn- oder hundertfache hätte doch Vattenfall auch nicht wehgetan und hätte sicher einiges mehr bewirken können.
Na ja, wie gut, dass ich noch nie eine allzugute Meinung von Vattenfall hatte.

Es ist vollbracht. Das Exemplar des Grundgesetzes welches ich an unseren Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble schicken wollte ist nun unterwegs zu ihm. Mehr dazu siehe auch unter: Grundgesetz.
Zu dem Grundgesetz habe ich ihm noch einen kleinen Brief mit folgendem Inhalt geschrieben:

Sehr geehrter Herr Schäuble,
mit Sorge beobachte ich seit einer Weile, wie Sie mit immer neuen Verstößen die Privatsphäre der Bürger Deutschlands einschränken wollen um gegen Terrorismus vorzugehen. Daran, dass gegen Terrorismus vorgegangen werden muss, besteht kein Zweifel. Allerdings fordere ich Sie dazu auf, darüber nachzudenken inwieweit die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen verhältnismäßig sind. Ich muss ehrlich sagen: Ich habe momentan mehr Angst vor dem Deutschen Staat als vor Terroristen.
Anbei schicke ich Ihnen ein Exemplar unseres Grundgesetzes in der Hoffnung, dass Sie es sich in einer ruhigen Minute zu Gemüte führen. Denn die darin beschriebenen Grundsätze sollen einen freiheitlichen und demokratischen Staat garantieren, in dem die Freiheit der Bürger vom Staat geschützt und nicht etwa eingeschränkt wird. Und genau letzteres haben Sie mit Ihren Verstößen das Grundgesetz zu ändern vor.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Roschka

Ob er den je zu Gesicht bekommen wird wage ich zu bezweifeln, aber immerhin hab ich’s versucht.

Vergangenes Wochenende fand hier in Karlsruhe das diesjährige Fest statt. Ich war dort und muss sagen es war durchwachsen. In jeglicher Hinsicht. Das Wetter war größtenteils gut, lediglich am Samstag regnete es am späten Nachmittag ein wenig. Dafür schien dann sonntags umso mehr die Sonne und ich wundere mich dass ich allein von einem Nachmittag schon recht braun gebrannt bin.

Die Musik war ebenfalls durchwachsen. Sunrise Avenue und Sugarplum Fairy waren jetzt beispielsweise nicht ganz so mein Ding. Viel besser waren da Triband und ganz besonders Wallis Bird. Letztere ist ganz besonders zu empfehlen. Einerseits macht sie interessante Musik und andererseits liefert sie eine Liveperformance die man in dieser Qualität sehr, sehr selten erleben darf. Wirklich hörenswert die junge Dame.
Ein weiterer kleiner musikalischer Höhepunkt war der Auftritt von Bumble Bee, einer Band, in der ein Kommilitone mitspielt. Die haben auch ordentlich Stimmung gemacht und ihr Auftritt kam auch beim Publikum sehr gut an.
Die Beatsteaks konnten live auch überzeugen und laut ihrer Aussage war das Publikum in Karlsruhe besser als das in ihrer Heimatstadt Berlin. Von den Fantastischen Vier hab ich nicht wirklich viel mitgekriegt, da war ich lieber mit N. ein paar Bierchen trinken und über dies und das reden. Aber so als Hintergrundmusik war’s ganz in Ordnung. 😉 Wobei ich natürlich noch dazu sagen sollte dass ich die Fantastischen Vier schon mal vor ein paar Jahren auf dem Open Flair live gesehen habe. Also insofern hab ich da jetzt nicht irgendwas noch nie dagewesenes verpasst.

neumodische Pissoirs auf dem Fest 2007Ja, noch ein paar Sachen zu den Bildern in diesem Artikel. Sie stammen alle vom Fest. Ein wenig schockiert haben mich diese neuartigen Pissoirs. Die standen da einfach so ohne jeglichen Sichtschutz im freien Gelände rum. Na ja, ich würde die zumindest nicht nutzen, aber gut, anscheinend kamen sie ja recht gut an.

mobiler Geldautomat auf dem Fest 2007Auf dem zweiten Foto sieht man auch noch was ganz witziges: einen mobilen Geldautomaten. An sich eine nette Idee, aber mir fielen ein paar Sachen auf. Und zwar ist solch ein Geldautomat mit einer Alarmanlage versehen welche auf Erschütterungen reagiert. In diesem Fall wird das Geld mit einem Farbstoff übersprüht. Bei stationären Geldautomaten ist das sicher eine hervorragende Idee, aber bei solche mobilen finde ich das ein bisschen riskant. Wenn da mal ein Dutzend Leute kommt und da mal bewusst für ein paar Erschütterungen sorgt. 😉 Wobei diese Umsetzung noch relativ aufwendig ist, da ein ordentlicher Sockel mit zu den Automaten gehört. Viel spannender ist die Frage der Daten- und Stromleitungen. Denn die waren recht offen hinter den Geldautomaten. Wäre mal interessant zu wissen was passiert wenn man die Kabel kurzfristig trennt. Vielleicht gibt’s ja dann eine “schöne” Windowsoberfläche zu sehen. Und natürlich bietet sich da auch an in die Datenleitung einen Sniffer einzusetzen. Sollte wie gesagt aufgrund der sehr provisorischen Verkabelung kein größeres Problem sein. Allerdings weiß ich nicht inwieweit die ganzen Daten da verschlüsselt über die Leitung laufen.

ominöse Kamera auf dem Fest 2007Das Objekt auf dem letzten Foto erkennt man vielleicht ein wenig schlecht. Es ist auf jeden Fall eine drehbare Überwachungskamera die an der oberen linken Ecke der Bühne montiert war. Die Daten werden da anscheinend via Funk übertragen. Ließe sich also ggf. auch mitsniffen. Wobei ich die Kamera an sich eine ziemliche Sauerei fand. Aber das spiegelt ja mal wieder die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland wieder. Ich weiß nicht wer für die Kamera zuständig war, würde aber spontan mal die Polizei dahinter vermuten. Die haben mit einer entsprechend leistungsfähigen Kamera natürlich eine tolle Möglichkeit sämtliche Festivalbesucher zu erfassen. Ihr findet das ist eine etwas paranoide Ansicht? Nun ja, ich wüsste zumindest nicht wozu die Kamera sonst da sein sollte. Denn für Fernsehbilder war die definitiv nicht gedacht.

Aber nun genug gemeckert. Im allgemeinen war’s recht nett und ich glaube alle hatten ihren Spaß.

Noch ein kleiner Nachtrag zu meinem letzten Beitrag. Clemens Binninger sprach während des Vortrages auch von BKA-Präsident Ziercke der vor diversen Versammlungen von Politikern (welche genau weiß ich nicht mehr) vorträgt, warum man neue Maßnahmen wie Online-Durchsuchung denn unbedingt braucht. Dabei wurden, laut Aussage Binningers, den Abgeordneten Ausschnitte aus Kinderpornos und echten Hinrichtungen gezeigt.
Das fiel mir nur grade wieder ein, als ich folgenden Beitrag las: Die Dramaturgie der BKA-Horrorshow: Ein Bericht
Da sollte man sich vielleicht mal Gedanken darüber machen wie schön man doch Leute manipulieren kann. Bei Hernn Binninger hat’s ja anscheinend wunderbar funktioniert.

P.S.: Der Titel des Beitrages ist übrigens auch eine der Aussagen von Herr Binninger während des Vortrages vorgestern gewesen. Mir ist vollkommen unverständlich wie ein ehemaliger Polizist sich zu solch einer Aussage hinreißen lassen kann.