Vor circa eineinhalb Wochen wurde bei mir um die Ecke, circa 100m von meiner Wohnung entfernt ein siebzehnjähriges Mädchen von einer ein Jahr jüngeren Freundin mit einem Messer niedergestochen und starb ein paar Tage später an den Verletzungen. Ich darf nun täglich an der Stelle vorbeifahren, wo inzwischen etliche Kerzen und Blumen stehen.
Schon letzte Woche fand daraufhin eine interessante Diskussion im IRC statt, wobei sich die Frage stellte ob es in den vergangenen Jahren mehr Gewalttaten von Jugendlichen in Deutschland gegeben hat, oder ob dieses Thema ledliglich durch die Medien mehr aufgegriffen würde und somit der Eindruck entstände es sei schlimmer geworden. Nach ein wenig Recherche stellte sich dann, exemplarisch für Baden-Württemberg, heraus, dass bei ungefähr gleichbleibender Anzahl an Jugendlichen eines Jahrganges die Zahl der Gewalttaten im Zehnjahresvergleich durchschnittlich um 100% gestiegen ist. 100%! Und in manchen Bereichen sogar bedeutend höhere Steigerungsraten!
Wieder einmal etwas wo ich sagen muss: Hier stimmt irgendwas nicht. Was genau? Keine Ahnung. Dafür gäbe es sicher viele Gründe deren Auflistung und Abwägung den Rahmen eines solchen Artikels sprengen würde.
Es gibt allerdings einen weiteren Aspekt der Thematik Gewalt den ich auch durchaus betrachtenswert finde. Heute in der Kirche, sprach der Pfarrer bei seiner Predigt über das Thema Gewalt im Bezug auf den obengenannten Fall und die Ermordung des Terroristen al-Sarkawis. Er sagte, dass er es nicht verstehen könne wie sich Politiker über die Ermordung eines Menschen freuen könnten, egal was er gemacht habe. Denn nicht wir sind es die dem Menschen seine Würde geben, sondern sie ist gottgegeben. Es ist zwar richtig und wichtig solche Leute für ihre Taten zu bestrafen, aber dies alles sollte in einem menschenwürdigen Rahmen geschehen. Dies gilt auch für die sechzehnjährige Täterin hier in Karlsruhe und ähnliche Fälle: Das was diese Leute getan haben ist auf jeden Fall nicht in Ordnung, aber gibt uns dass das Recht diese Leute zu verurteilen und ihnen keine Chance für einen Neuanfang zu geben? Ich denke nein. Jeder hat eine neue Chance verdient. Oder auch zwei, oder drei, und so weiter. Wobei mit Chance nicht unbedingt frei rumlaufen lassen gemeint ist, sondern eher dass man solche Leute nicht in den Köpfen verurteilen sollte. Meiner Meinung nach sind viele dieser Leute auch nur Opfer. Opfer einer versagenden Gesellschaft.
Wie gesagt, Gründe was im Land falsch läuft fallen mir viele ein, aber ich sitze dann auch immer nur kopfschüttelnd da und rege mich auf. Und da heute Sonntag ist rege ich mich am besten mal nicht allzu doll auf.
In diesem Sinne noch einen schönen, nachdenklichen und sonnigen Sonntag.
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