Auto

Ich werde regelmäßig beim Radfahren von Autofahrern angehupt, obwohl ich vollkommen regelkonform fahre. Solch ein Hupen kommt insbesondere dann vor, wenn Autofahrer mich aufgrund von Gegenverkehr nicht überholen können (dabei bin nicht mal ich derjenige mit dem breiten Fahrzeug 😉). Offensichtlich sind die Autofahrer der Meinung ich solle woanders als auf “ihrer” Straße fahren. Zum Beispiel auf einem neben der Straße gelegenen Radweg. Was die Autofahrer dabei übersehen ist, dass das keine benutzungspflichtigen Radwege sind und ich als Radfahrer daher das gleiche Recht wie sie habe die Straße zu benutzen.

Dass die genannten Radwege nicht benutzungspflichtig sind hat einen einfachen Grund: Sie entsprechen nicht den dafür nötigen Standards. Entsprechend sind sie für Radfahrer unbequem und teilweise sogar aufgrund geringer Abstände zu Fußgängern und parkenden Autos gefährlich zu befahren. Deshalb haben Radfahrer die Wahl, ob sie den Radweg oder die Straße benutzen wollen. Ich wähle dabei oft die Straße, da ab einer gewissen Geschwindigkeit schmale, kurvige Radwege mit unebenem Bodenbelag einfach nur hinderlich sind (aus ähnlichen Gründen ziehen Autofahrer ja auch meist Autobahnen kurvigen Landstraßen vor). Viele Autofahrer scheinen sich des Unterschiedes zwischen benutzungspflichtigen und nicht benutzungspflichtigen Radwegen nicht bewusst zu sein, was zu den besagten Reaktionen führt.

Hier in Hamburg werden seit einer Weile die Fahrbahnmarkierungen für Einmündungen von der Straße auf nicht benutzungspflichtige Radwege so gestaltet, dass eindeutig ersichtlich ist, dass Radfahrer die Wahl haben, ob sie auf den Radweg wechseln oder weiter auf der Straße fahren können. Das ist eine gute Sache, scheint aber den hupenden Autofahrern noch nicht aufgefallen zu sein.

Ich frage mich, wie man Autofahrern erklären kann, dass Straßen genauso für Radfahrer da sind. Die Gelegenheit mit einem hupenden Autofahrer kurze Zeit später entspannt sprechen zu können, hat man in solchen Situation ja doch eher selten. Für Ideen dazu bin ich dankbar.

Ich habe heute eine Diskussion mit Autofahrern geführt, inwieweit überhöhte Geschwindigkeit ein Kavaliersdelikt sei. Besagte Autofahrer waren der Meinung, dass es in Ordnung sei, schneller zu fahren als erlaubt, wenn man trotz höherer Geschwindigkeit noch alles unter unter Kontrolle habe. Dagegen, dass ein Kind hinter einem parkenden Auto hervorspringe, könne man eh nichts machen und es sei schließlich tot, unabhängig davon, ob man es mit erlaubten 30km/h oder überhöhten 50km/h umfahren würde.

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber wenn ich Autofahrer wäre, würde ich unglaublich vorsichtig fahren. Oft noch langsamer als erlaubt, vorausschauend, einfach um die Wahrscheinlichkeit so weit wie möglich zu minimieren, jemanden durch das fahrende Auto zu verletzen.

Ist es nicht vermessen davon auszugehen, ein Fahrzeug von über einer Tonne Masse bei überhöhter Geschwindigkeit so unter Kontrolle zu haben, auf alle unvorhergesehenen Situationen angemessen reagieren zu können? Ist es nicht zynisch die Meinung zu vertreten, dass Unfälle eh passieren und gegebenenfalls Menschen dabei zu schaden kommen egal, ob man sich an die Verkehrsregeln hält oder nicht? Wie wichtig muss Individualverkehr mit Autos sein, um Opfer als so gegeben hinzunehmen?

Ich frage mich, ob Autofahrern, die Rettungsfahrzeugen keinen Platz machen, bewusst ist, dass sie gegebenenfalls das nächste Mal diejenigen sind, die aufgrund solcher Verzögerungen am Unfallort verbluten.