Journalismus oder einfaches abschreiben?

Ich lese Nachrichten. Primär aus dem Bereich Computer und Internet. Dafür gibt es in Deutschland eine handvoll Nachrichtenseiten. Ich persönlich lese Heise und golem.de. Erstere weil sie meiner Meinung nach die besten deutschsprachigen Nachrichten aus diesem Bereich bieten und letztere weil sie zu Ersteren, gerade auch im Bereich Computerspiele, eine willkommene Ergänzung darstellen.

Qualitativ gibt es allerdings Unterschiede. Natürlich unterläuft jedem Redakteur mal ein Fehler und so passiert dies auch den Redakteuren bei Heise, aber was für Fehler und in welcher Frequenz man diese bei golem.de liest ist einfach nur unglaublich. Und das sind nur die Fehler die mir auffallen. Ich rede hier wohlgemerkt von inhaltlichen Fehlern und nicht etwa von Buchstabendrehen oder Ähnlichem. Mir kommt es oft so vor als würden die Redakteure oder Praktikanten bei golem.de einfach Nachrichten veröffentlichen, die sie irgendwo aufgeschnappt haben, ohne darüber nachzudenken was sie eigentlich schreiben und ohne überhaupt zu recherchieren.

Den Vogel schoß golem.de allerdings gestern ab, als sie die Nachricht veröffentlichten, dass es Forschern der Universität Rochester gelungen sei Musik tausendmal stärker zu komprimieren als MP3. Verlinkt war natürlich die Pressemitteilung der Universität, welche auf den ersten April datierte. Meiner Meinung nach sollte Redakteuren ja gerade Anfang April bewusst sein, dass sie Nachrichten lieber doppelt prüfen sollten, anstatt sie als bare Münze zu veröffentlichen. Aber selbst wenn man dies vergisst so sollte doch jedem halbwegs technisch versierten Redakteur auffallen, wie unrealistisch die angepriesenen Forschungsergebnisse eigentlich sind.

Ich könnte jetzt noch etliche Fehler in Artikeln aus der nahen Vergangenheit aufzählen, aber das ist mir den Aufwand nicht wert. Ich habe auch bereits mit dem Gedanken gespielt nach dem Beispiel des Bildblogs ein “Golemwatchblog” zu starten, allerdings finde ich dieses Prinzip allein schon deshalb schlecht, weil damit Aufmerksamkeit auf qualitativ minderwertige Nachrichten gelenkt wird.
Ich würde mir einfach wünschen, dass Redakteure recherchieren bevor sie eine Meldung veröffentlichen. Soviel Zeit muss sein.

3 Comments


  1. So, irgendwie fühl ich mich doch sehr von diesem Tread angesprochen. Warum bloß? 😉
    Nein, ernsthaft, ich kann deine Kritik voll und ganz verstehen. Zum Journalismus gehört es dazu, seine Quellen zu überprüfen. Das ist Pflicht.
    Andererseits liegt es nicht nur an den Redakteuren, denn oft fehlt einfach die Zeit besser zu recherchieren, da man meist einen ungeduldigen Chefredakteur im Nacken sitzen hat. Außerdem werden Journalisten immer schlechter bezahlt, was man auch bedenken sollte.
    Und noch was, Journalisten sind keine Allwissenden. Die meisten versuchen sich gut in ein Spezialthema einzuarbeiten, wie in deinem Fall die Informatik, jedoch werden sie dadurch nicht gleich zu Informatikern. Das sollte man ihnen nachsehen.
    Schreib dem betreffenden Redakteur doch einfach mal was r für Fehler gemacht hat, manchmal sind diese ihm vielleicht noch gar nicht bewusst. Zudem kann auch er nur dazu lernen ;).

    Liebe Grüße, Kathi


  2. Hehe. Irgendwie hatte ich mir schon gedacht, dass du dich angesprochen fühlen würdest. 🙂
    Da es bei obiger Nachrichtenseite zu jedem Beitrag die Möglichkeit gibt Kommentare zu schreiben, finden sich in den Kommentaren dann auch immer Hinweise auf die Fehler. Insofern der Redakteur sich ein paar Stunden nach Veröffentlichung der Nachricht die Kommentare durchliest, sieht er also was er für Fehler gemacht hat.
    Und natürlich sind Journalisten nicht allwissend. Aber wenn man den Anspruch hat “IT-News für Profis” zu machen, dann sollten auch Redakteure mit dem nötigen Fachwissen dahinterstecken.


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